Nachdenkliches Hör-Schau-Spiel „Ein Tag mit Herrn Jules“

Anrührende Aufführung von und mit Gertrud Hosenberg

Auf Einladung der Kulturgruppe trat am Sonntag, 13. April 2025 Gertrud Hosenberg im Alten Zollhaus auf.

Alice und Jules leben als alterndes Ehepaar in einer Pariser Wohnung. Eines Tages wacht Alice am Morgen auf und findet ihren Mann tot im Sessel sitzend. Er ist noch aus dem Bett aufgestanden und dann im Sessel einfach friedlich eingeschlafen. Nach dem ersten Schock und den Gedanken welche Konsequenzen diese Situation mit sich bringt, denkt Alice „Ich kann dich noch nicht gehen lassen.“ Sie kommt in einen Monolog mit ihrem toten Ehemann und es kommen ihr Erinnerungen und Verwirrungen über das gemeinsame Leben in den Sinn. „Ich habe dir noch so viel zu sagen.“ Sie sinniert über die gemeinsame Liebe und seinen Verrat mit der Liebesaffäre mit Olga, die sie wütend und als sehr schmerzhaften Verlust erlebt hat. Zu allem Unglück kommt ein Anruf ihrer Freundin Bea, die sie bittet, ihren autistischen Sohn David für diesen Tag aufzunehmen, was sie nicht ablehnen kann. David war täglich um 10 Uhr mit Jules zu einer Schachpartie verabredet und bestand aufgrund seines Autismus auf diesen Termin. Trotz seiner Einschränkung erkannte er sofort die Situation: „Herr Jules ist tot.“

In einem Hör-Schau-Spiel gelingt es Gertrud Hosenberg – vor ausverkauftem Haus – hervorragend, die Gefühle und Gedanken dieser Situation dem Publikum nahe zu bringen. Im Wechsel von Lesung aus dem Roman und genialer schauspielerischer Darstellung – sie spielt gleichzeitig Alice und David – bringt sie die beiden Personen zum Leben. Literarische Vorlage für dieses Stück ist der Roman „Ein Tag mit Herrn Jules“ von Diane Broeckhoven.

Text und © Fotos von Benno Sökeland